Künstlerisch maßstäbliche Aufführungen in den Sparten Oper, Schauspiel und Konzert anzubieten, die über einen komprimierten Zeitraum von fünf bis sechs Sommerwochen veranstaltet werden, in einer Stadt, deren unversehrt erhaltene barocke Architektur selbst bereits die schönste Kulisse bildet - dies ist die Idee der Salzburger Festspiele. Als das größte und bedeutendste Festival der Welt sind die Salzburger Festspiele oft bezeichnet worden, und tatsächlich lässt sich dieser Ruf durch zahlreiche Superlative belegen, nicht nur, was die Zahl der Veranstaltungen, der jährlichen Besucher oder der angebotenen Karten angeht. Wer immer Rang und Namen hat - Dirigenten, Regisseure, Sänger, Schauspieler und Virtuosen von Weltruf - gibt sich im Juli und August ein Stelldichein an der Salzach. Seit 85 Jahren ist die Geschichte der Salzburger Festspiele untrennbar verwoben mit einem Werk, das im Laufe dieser Zeit beinahe zum Synonym für das Festival geworden ist. Hugo von Hofmannsthals Mysterienspiel "Jedermann“ blieb in Max Reinhardts Musterinszenierung von 1920 über Jahrzehnte weitgehend unverändert im Spielplan, lediglich Einzelheiten wurden nach und nach dem Zeitgeschmack angepasst. Mit der Neuinterpretation durch Christian Stückl, die 2002 ihre Premiere erlebte, wurden erstmals die Akzente verschoben, fanden ungewohnte Sichtweisen Eingang in die Szenerie: Der Tod legte sein traditionelles Skelettkostüm ab, und mit den sinnfälligen Doppelbesetzungen von Gott und Armen Nachbarn einerseits, Teufel und Gutem Gesell andererseits treten Beziehungen im Text auf unerwartete Weise zutage.